Rezension

Vielleicht gibt es kein anderes Album, auf dem Cooders tiefes Verständnis für die (vermeintlich) verschiedensten Arten von Folk Music so deutlich wird wie auf diesem, seinem fünften. Wenn er “Stand By Me” als mexikanischen Norteño arrangiert, Hank Snows “Yellow Rose” nach Hawaii transferiert oder dem Jim Reeves-Hit “He’ll Have To Go” einen Bolero-Rhythmus nebst Akkordeon (Flaco Jiménez!) unterschiebt, so hat das niemals Novelty-Charakter: Es funktioniert einfach, klingt sogar so, als könnte es gar nicht anders sein. Es sind echte Liebeshochzeiten, die die verschiedenen Folk-Welten hier eingehen, weil Cooder sie alle kennt und genau spürt, was zusammengehört. Am Schluß erklingt die alte Leadbelly-Nummer “Goodnight Irene” als Cajun-Walzer, und man meint den Song zum ersten Mal zu hören. Der letzte von vielen “Chicken Skin”-Momenten auf diesem wunderbaren Album. (1976/2019, Pressung aktuell)