Rezension
Harfe und Vibraphon: Schon für sich genommen eine außergewöhnliche Kombination! Was an diesem Abend des 4. Juli 2010 im Rahmen des JazzBaltica-Festivals geschah, ging allerdings weit über eine exotische Instrumenten-Zusammenstellung hinaus. Der in Bogotá aufgewachsene New Yorker Edmar Castaneda (Jahrgang 1978) und der eine Generation ältere Vibraphonist kennen sich zwar schon länger, hatten vor diesem JazzBaltica-Konzert aber nur ein einziges Test-)Konzert als Duo gegeben. Wenn man indes hört, wie sie hier gemeinsam komplexe Akkordgebäude errichten oder die Klangfarben ihrer Instrumente aquarellartig ineinanderfließen lassen, würde man eher vermuten, sie seien zusammen aufgewachsen – oder kämen zumindest gerade von einer langen gemeinsamen Tour. Geistesverwandtschaft nennt man so etwas, hier scheint sie besonders eng zu sein. Es sind – wer die LP gehört hat, wird verstehen, warum darauf hingewiesen werden muß –, von einem Vokal-Gastauftritt von Castanedas Lebensgefährtin Andrea Tierra im Titelstück abgesehen, übrigens wirklich nur die beiden genannten Instrumente, die man hier hört: Was man für einen Bass oder eine Flamenco-Gitarre halten mag, kommt alles aus Castanedas Harfe. Kein Wunder, daß ihm die New Yorker Jazz-Szene alsbald zu Füßen lag, nachdem er als Sechzehnjähriger in den Big Apple gezogen war… – Auch diese Edition Longplay-LP erscheint nur analog und ist auf 500 Stück limitiert! Das bunt strahlende Cover stammt von der Schweizer Künstlerin Christine Streuli und ist eine direkte Antwort auf die Musik des Albums: der damalige Festivalleiter und heutige Edition Longplay-Herausgeber Rainer Haarmann hatte der begeisterten Künstlerin nach dem Konzert eine CD mit der Aufnahme geschickt – unter derem Eindruck entstand das besagte Bild! (2013)