Rezension
Wenn man in Philadelphia wohnt (und sich für Jazz interessiert), wird man diese Lokalgröße womöglich kennen – sonst aber eher nicht. Denn der Saxophonist nahm nur ein einziges Album auf, 1967 war das, es erschien auf einem Privatlabel, und vermutlich verließen nur sehr wenige der sowieso nicht besonders vielen verkauften Exemplare jemals die Stadtgrenzen. Unter Sammlern von Jazz-Obskuritäten sprach sich die Sache aber dann doch herum, weswegen Originalpressungen heute kaum zu bezahlen sind. Nicht nur aufgrund der Seltenheit – das Album ist tatsächlich eine Entdeckung. Shriers war gleichermaßen von Charlie Parker begeistert wie vom Coltrane der Mittsechziger beeinflußt, und mit seinem Quartett aus Pianist Mike Michaels, Drummer William Royce (auch diese beiden hinterließen sonst kaum diskographische Spuren) sowie Bassist Tyrone Brown (immerhin: ein bekannter Name, er spielte immerhin eine Zeitlang bei Max Roach) erschuf er Musik, die den Bebop der 40er mit der Avantgarde der 60er kurzschloß. Hochspannend, und einmal mehr muß man sich die Frage stellen, wieviele völlig unbekannte Meister es wohl geben mag, die nie den Weg ins Studio fanden und deren Musik für immer verloren ist. Hier gibt es immerhin ein handfestes Dokument, welches vom engagierten Raritären-Label Omnivore nunmehr der Vergessenheit entrissen wurde… (1967/2023)