Rezension

Das Projekt hatte der junge französische Gitarrenstar schon 2016 (damals 22) in einem Interview erwähnt, nun hat er es umgesetzt. Für das, was ihm vorschwebte, bedurfte es allerdings neben seinem Duo-Partner Antoine Morinière noch eine dritte Kraft. Denn Garcia wünschte sich zwei möglichst identisch klingende, dabei natürlich höchstwertige Instrumente dafür, und die mußten erst einmal gebaut werden. Hugo Cuvilliez, der seine unter Gitarristen legendäre Werkstatt in der Drôme-Region im Südosten Frankreichs betreibt, erschuf sie – sozusagen eineiige Zwillingsinstrumente aus demselben Baum. Jeder Gitarrist steht nun für eine Hand des Pianisten, Garcia für die rechte, Morinière für die linke, und man muß die Noten schon wirklich gut kennen, um sie an den Stellen, da Bachs Polyphonie besonders dicht ineinandergreift, auseinanderzuhalten. Was man ja aber auch gar nicht soll. Schließlich geht es hier nicht um ein faszinierendes Zauberkunststück, sondern um Musik, und die ist schlicht phantastisch. Nur in den besten Bearbeitungen kann man vergessen, daß es sich um eine solche handelt, und hier vergißt man es nach dem ersten Staunen sehr schnell. Wer die Goldberg-Variationen liebt, muß diese Aufnahme gehört haben: Man darf mit Recht behaupten, daß sie zum Besten zählt, was Bachs Zyklus je geschehen ist. Dies- wie jenseits des Klaviers. (2025)