Rezension
Vom 1965er Debüt abgesehen, ist dies wohl das unterschätzteste Album in Simons Karriere: Die Verkaufszahlen waren für seine Verhältnisse desaströs, noch heute wird man die LP in vielen Sammlungen vergeblich suchen. Dabei ist es musikalisch hochambitioniert: Ein Blick auf die Besetzungsliste läßt staunen. Da sind natürlich Session-Cracks wie Steve Gadd, Saxophonist Mark Rivera oder Dean Parks, aber auch einige bekannte Jazzer wie Eric Gale, Airto Moreira oder Vibraphonist Mike Manieri (Steps Ahead). Und Michael Jacksons genialer Keyboarder Greg Phillinganes und Chic-Bassist Bernard Edwards, der seinen Bandmate Nile Rodgers für einige Songs mitbrachte. Trotz dieser beeindruckenden Ballung großer Namen aber ist “Hearts And Bones” Simons vielleicht persönlichstes Album, teils tiefe Einblicke in die Psyche des Songwriters erlaubend. Der berührendste Song ist dabei das abschließende “The Late Great Johnny Ace”, die mit Philip Glass (!) gemeinsam geschriebene Meditation über die Ermordung John Lennons. Keine drei Jahre nach diesem “Karrieretief” erschien “Graceland”, Simon war wieder ganz oben. Die hedonistischen frühen 80er waren für dieses wunderbare Album vermutlich einfach die falsche Zeit. (1983/2018)