Glenn Gould und Mozart, das ist ein Kapitel für sich. Für viele Mozart-Liebhaber ist seine Einspielung  der Klaviersonaten ein rotes Tuch; und insbesondere die frühen Sonaten des Wunderkindes hat der Kanadier auch mehr zerschlagen denn gespielt (merkwürdigerweise hat seine radikale Interpretation dennoch ihren Reiz). Hier sind es zwar spätere Werke (die Sonaten KV 331, KV 494, KV 545 sowie die Fantasie KV 397), doch auch hier ist das, was Gould mit den populären Stücken macht, schon – gelinde gesagt – ausgesprochen kontrovers. Das vielgespielte „Rondo Alla Turca“ aus KV 331 etwa – man erkennt es kaum wieder. Da ist nichts Spielerisches, nichts Fröhliches, die Musik hat eine Strenge, gegen die Bauhaus-Architektur nachgerade barock wirkt. Man kann schlecht gegen jemanden argumentieren, der das vehement ablehnt, denn mit dem Geist Mozartscher Musik hat das nur wenig zu tun. Dennoch ist Goulds Provokation eine der spannendsten Mozart-Begegnungen, die man seit Beginn der Schallplattengeschichte erleben kann… (1973/2008)