Als ‚italienischer Brahms‘ wird der (allerdings eine ganze Generation jüngere) Komponist, Pianist und einflußreiche Lehrer Giuseppe Martucci (1856-1909) immer wieder bezeichnet, und eine gewisse Verwandtschaft in der musikalischen Sprache ist tatsächlich gegeben. Martuccis Anliegen war, die seit Jahrzehnten anhaltende Vorherrschaft der Oper in Italien zu brechen und eine neue italienische Instrumentalmusik-Tradition zu begründen – was ihm in seiner zweiten Lebenshälfte auch gelang. Vor allem seine je zwei Symphonien und Klavierkonzerte gelten in der italienischen Musikgeschichte diesbezüglich als Schlüsselwerke. Das zweite Klavierkonzert op. 66 ist ein gewaltiges Werk mit einem über 20minütigen Kopfsatz (allein dessen Kadenz stellt allerhöchste Anforderungen an den Pianisten!), gefolgt von einem ausgesprochen lyrischen zweiten und einem brillanten, sprühenden Finalsatz. Das außerhalb Italiens selten aufgeführte Werk ist eine spannende Entdeckung und wertvolle Repertoire-Erweiterung – zumal in einer solch hochkarätigen Einspielung wie hier, in den Händen eines Gespanns der Klasse Oppitz/Muti! Man fragt sich da einmal mehr, was in den Archiven der Rundfunksender noch alles schlummert… Dank an Clearaudio für diese mutige Veröffentlichung abseits des Mainstreams! (2009)