Nick Cave / Nicholas Lens

Litanies

Label/AN:  Deutsche Grammophon, 4839746
Format:  2 LP 180g, 45 UPM

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Rezension

Dies ist weder ein Pop- noch ein Rock- oder ein Songwriter-Album: Es ist eine Oper, genau genommen eine “Kammer-Oper”. Nick Cave ist als Sänger nicht zugegen; er schrieb lediglich das Libretto, übrigens schon zum zweiten Male für den belgischen Komponisten Nicholas Lens. Und doch ist es ein Nick Cave-Album, der Stimmung nach sehr eng verwandt mit “Skeleton Tree” und “Ghosteen” – und gerne würde man diese Instrumentierung aus Klavier, Holzbläsern und Violine einmal mit Caves Charakterstimme hören. Daß diese hier nicht zu hören ist, ist allerdings ein zu verschmerzender Verlust, es gibt reichlich wunderbaren Gesang – in erster Linie von der Tochter des Komponisten, Clara-Lane Lens, die bislang noch gar nicht als Sängerin in Erscheinung getreten war: Sie war während des Lockdowns in Brüssel gestrandet, wurde von ihrem Vater sozusagen in die Pflicht genommen und erwies sich als begnadetes Talent. Jener selbst singt gelegentlich auch, außerdem sind mit Tenor Denzil Delaere und Sopranistin Claron McFadden auch noch zwei “Profis” dabei – der Kontrast zwischen ausgebildeten und ungeschulten Stimmen macht dieses ungewöhnliche Werk besonders einzigartig. Erstaunlich ist aber vor allem, wie Lens den Tonfall für Caves Lyrik trifft: Das kann er selbst nicht besser. Die Idee zu diesem Werk kam Lens übrigens schon vor einigen Jahren, als er in Japan einen Tempel aus dem 13. Jahrhundert besucht hatte und von der friedvollen Atmosphäre tief berührt war. An die fühlte er sich erinnert, als in ganz Europa die Städte schlossen. Er schuf aus dieser Inspiration zwölf in jeder Hinsicht bemerkenswerte Stücke, die fraglos zum Schönsten zählen, was man in diesem seltsamen Jahr an Musik erleben darf… (2020)