Rezension

Schon auf ihren ersten EPs zeigten sich die Londoner, die ihren Stil damals als “Alternative Blues” bezeichneten, als schwer kategorisierbar. Seither haben sie sich beachtlich entwickelt: Auf dem dritten Album finden wir sie als gereifte Band wieder, mit tiefgehendem Popverständnis – und spannenden Inhalten, denn “Shoals” ist eine Art Konzeptalbum über die Angst oder, wie Sänger Leo Wyndham es formuliert, “a love letter to fear”. Angst tritt in ihren verschiedensten Formen auf, von allgemeiner Unsicherheit über Zukunfts- bis Existenzangst. Ein Gegenentwurf also zu dem so optimistisch klingenden Vorgänger? Die Musik an sich klingt tatsächlich weit weniger abgründig, als das Thema vermuten lassen würde: Palace haben einen fließenden, majestätischen Dream Pop entwickelt, der den Hörer auffängt und den Selbstzweifeln Hoffnung entgegensetzt. Ohne Kitsch und esoterischen Schwurbel, sondern mit authentischem Pathos. Das können nicht viele. (2022)