Rezension
Die Karajan-Ästhetik funktioniert nicht immer und überall, aber wo sie greift, ist das Ergebnis oft überragend. Die 1975er Aufnahme der als am schwierigsten geltenden Mahler-Symphonie, in die der Maestro zwei Jahre Probenzeit und sieben Aufnahmesessions investierte, ist so ein Fall. Man hört es schon an den Bläser-Fanfaren zu Beginn des Kopfsatzes: Der Dirigent und das durch seine harte Schule gegangene Orchester sind in ihrem Element. Was folgt, mag vielleicht nicht den Tiefgang etwa der zweiten Bernstein-Einspielung haben, aber es ist überwältigend, ja einschüchternd: Man duckt sich geradezu ob der Großartigkeit dieser Musik, und die Präzision, mit der sie hier ausgeführt wird, ist geradezu übermenschlich. Das Adagietto gehört gemeinsam mit Karajans Parsifal-Zwischenspielen in eine eigene Liga, was Klangschönheit und Entrücktheit betrifft: Unerreicht. Und die “Kindertotenlieder” mit der großartigen Christa Ludwig zählen ebenfalls bis heute zu den Referenzeinspielungen. (1975/2024)