Rezension
Der Mann war so talentiert wie unangepasst. Seine einzigartige Art, Soul in der Art seines Idols Sam Cooke aus dem Geist des ursprünglichen akustischen Country Blues zu singen, zog immer wieder Plattenproduzenten an, doch die Resultate (auf Rounder Records etwa) begeisterten zwar Kritiker, fanden aber kaum Käufer. Was damit zu tun hatte, daß Hawkins keine Lust aufs Touren hatte und lieber bei seiner Straßenmusik blieb – oder für mehrere Jahre aufgrund irgendwelcher krummer Deals im Gefängnis verschwand. 1994 war es dann endlich soweit; Produzent Tony Berg durfte ein Album für das Majorlabel Geffen mit ihm aufnehmen, das dem Mann endlich den ihm schon längst gebührenden Ruhm bringen sollte. Berg fügte Hawkins’ sonst nur sehr rudimentär selbstbegleitetem Charaktergesang noch ein paar sehr behutsam agierende Studiomusiker hinzu – das Ergebnis sorgte tatsächlich für deutlich mehr Hörer; der notorische Querschießer Hawkins äußerte aber öffentlich, er sei damit unzufrieden. Dennoch erkärte er sich immerhin zu einer größeren Clubtour bereit (er sei in einem Alter, bei dem das Spielen unter einem Dach vorzuziehen sei). Sie dauerte nicht lange. Im Januar 1995, wenige Monate nach Veröffentlichung dieses Albums, erlag Ted Hawkins mit 58 Jahren einem Schlaganfall. – Die Aufnahmen erfolgten – damals nicht alltäglich – glücklicherweise analog; Kevin Gray läßt sie auf dieser HQ-Neuausgabe direkter denn je klingen! (1994/2019)