Es ist das bereits zweite Album dieses außergewöhnlichen Brüder-Duos aus Sebastian (Cello) und Daniel (Klavier) Selke. Sie unternehmen darauf eine Reise in ihre Vergangenheit, genauer in ihre Kindheit in einer Ostberliner Plattenbausiedlung in der letzten Dekade der DDR, umgeben von Mauern (Wänden), die nun das zentrale Thema dieser LP sind. Die Selkes haben dabei ein ganz eigenes Kammermusikkonzept aus ihren beiden Instrumenten und minimalistisch eingesetzter Elektronik entwickelt; eine Musik, die zugänglich und popverwandt ist, dabei ästhetisch an skandinavischen Jazz erinnert und der sogenannten Neo-Klassik nahesteht (wobei diese Szene ja schwer begrifflich zu definieren ist). Eine Musik der Reduktion auf das Wesentlichste; oft genügen nur wenige repititiv verwendete Töne, die aber eine gewaltige Sogwirkung zu entwickeln imstande ist. Und das trotz seiner scheinbaren Einfachheit und Übersichtlichkeit nach intensiver Auseinandersetzung und Vertiefung verlangt – und diese auch unbedingt verdient. (2018)