Gregory Porter

Water

Label/AN:  Motéma, 233797
Format:  2 LP 180g + Download

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Rezension

Letztlich muß man die schwere Schulterverletzung, die sich Gregory Porter in seinen Highschooljahren zuzog, als Glücksfall sehen. Denn sonst wäre Porter sehr wahrscheinlich Profi-Footballer geworden, ein entsprechendes Stipendium hatte er bereits in der Tasche. So verlegte er sein Interesse aufs Singen. Mit einer tragenden Rolle in dem Musical “It Ain’t Nothing But The Blues” kam er schließlich an den Broadway, 2010 durfte er endlich ein eigenes Album aufnehmen. “Water” wurde prompt für den Grammy nominiert – und brachte den bis dahin unbekannten Sänger, den man mit seinen 40 Jahren auch kaum noch als Wunderkind vermarkten konnte, in die Feuilletons der großen Zeitungen und in (für eine Nische wie Vocal Jazz) erstaunlich große Hallen, wo das Publikum buchstäblich an seinen Lippen hing. Es ist lange her, daß es im Jazz einen Sänger gab, der solche Autorität mit so viel Musikalität verband, der so seine Seele in seine Stimme legen konnte wie Gregory Porter. Ja, mit Soul hat Porters Jazz-Auffassung viel zu tun, man kann den Einfluß mancher Genre-Größen zum Beispiel in seiner Phrasierung hören. Durchaus nicht selbstverständlich ist dabei, daß Porter fast ausschließlich eigene Songs sang, anstatt sich beim Great American Songbook zu bedienen. Songs von hoher emotionaler Dichte – und oft mit politischen Inhalten, wie man sie seit dem Deep Jazz der frühen 70er nicht mehr vernahm. Diesbezüglicher Höhepunkt auf diesem Debüt ist “1960 What?”, ein brennendes Requiem für Detroit, das von der Welthauptstadt der Industriegesellschaft zum Armenhaus Nordamerikas wurde. Nicht weniger intensiv aber wirken Porters Balladen, bei denen er sich auch mal (wie im fürwahr traumhaft schönen “But Beautiful”) nur von Pianist Chip Crawford begleiten läßt. Sagenhaft auch das Albumfinale: “Feeling Good” bringt Porter vollends unbegleitet, a capella. Ein Zweifel darüber, daß hier wirklich ein ganz großer Sänger die Szene betreten hatte, war danach nicht mehr möglich. (2010/2013)