Rezension
Man würde Shahs viertes Album als verspielt bezeichnen, wegen der bemerkenswerten stilistischen Vielfalt und der Nonchalance, mit der sie und ihr Langzeit-Partner Ben Hillier hier auf der Pop-Klaviatur spielen. Aber man ahnt natürlich sofort, daß das Spiel nur die Fassade für blutigen Ernst sein kann. Was sich nicht nur in Shahs beißend-sarkastischen Gesellschaftskommentaren manifestiert, sondern auch in der Musik selbst, denn die Stimmung ist trotz bunter Farben meist sinister. Das immer wieder Verblüffende dabei: Man hört ihr trotzdem gerne zu. Denn so weit sie sich inzwischen stilistisch von ihren Pop Noir-Anfängen (in „Kite“ und dem abschließenden „Prayer Mat“ klingen sie noch einmal an) entfernt haben mag: Nadine Shah ist erstens eine großartige, sehr charismatische Sängerin und zweitens derzeit wohl eine der spannendsten Songwriterinnen Britanniens! (2020)