Rezension
Mehr noch als seine zwei Jahre später entstandene Aufnahme der „Achten“ hat Schurichts „Neunte“ echten Legendenstatus. Auch hier ist es die Direktheit, die umgehend auffällt und in der Brucknerrezeption der Ära ein Novum war, weswegen frühe Kritiken – im Gramophone Magazine etwa – nicht zwingend positiv ausfielen. Doch Schurichts Art, die Dinge nüchtern und unverbrämt darzustellen, sorgt keineswegs für eine „Austrocknung“ der Partitur. Ganz im Gegenteil ist seine Werkauffassung der Entfaltung der Brucknerschen Dramatik absolut dienlich; die Spannung ist durchweg gewaltig. Daß diese LP als Originalpressung besonders hohe Preise erzielt (durchaus auch vierstellig!), liegt freilich nicht nur an ihrer musikalischen Bedeutung: Die Aufnahme ist klanglich schlicht überragend. Die Bläser der Wiener Philharmoniker sind wohl selten so beeindruckend eingefangen worden. Man höre nur das Finale des ersten Satzes… Wobei es natürlich das berühmte Scherzo ist, das sich am besten für Vorführzwecke eignet…! – Die hervorragende Testament-Neuausgabe war jahrelang vergriffen und selbst schon zum Sammlerstück geworden, nun entschloß sich das Label endlich zu einer Neuauflage. (1962/1997, Pressung aktuell)