Rezension
Testen Sie Ihr Indie-Wissen: Wer ist Stanley Brinks? Die richtige Antwort: Hinter diesem Pseudonym versteckt sich André Herman Düne, der 2006 aus der franzöischen Kult-Indie-Combo ausstieg und einen seither sehr eigenwilligen Weg verfolgte. Schon vor geraumer Zeit tat er sich mit dem norwegischen Folk-Kollektiv The Kaniks zusammen, hier reduziert auf gerade zwei Mann an Banjo und Fiddle, die den Sänger begleiten. Die auf Englisch und Französisch gesungen Story-Songs wurden in einem verlassenen Leuchtturm aufgenommen, dem einzigen Gebäude einer kleinen Insel vor Norwegens Südwesten, wohin sich das Trio dafür zurückgezogen hatte. Und sie klingen, als hätte man die Musiker irgendwann um 1850 eingefroren. Zumindest solange, bis man merkt, daß sich unter der Old Time-Oberfläche ein umfassendes Wissen über kontinentale, britische und amerikanische Folkmusik verbirgt und die verschiedenen Stile hier sehr virtuos miteinander kombiniert werden, wobei trotz der rudimentären Instrumentierung durchaus auch der Indie Pop aus Brinks früherem Leben sehr gut nachweisbar ist. Je länger man zuhört, desto faszinierender ist dieses Album. (2016)