Rezension
„Too fat, too black, too short and too old“: Das mußte sich die Soul-Veteranin um die Jahrtausendwende von einem A&R-Typen eines Majorlabels anhören. Sie wurde dann bekanntlich dennoch das Aushängeschild der Retro-Soul-Szene, verkaufte beachtliche Stückzahlen ihrer Alben (ohne, daß ein Major daran verdiente) und trat in vollen Hallen auf. Die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Barbara Kopple war so fasziniert von dieser unwahrscheinlichen Karriere (und der mitreißenden Stimme!), daß sie sie filmisch nachzeichnete. Der Soundtrack dazu ist ein hervorragender Karriereüberblick, all jenen, deren Aufmerksamkeit die Alben der letzten großen Soul-Shouterin bislang entgangen sein sollten, dringend ans Herz gelegt. Langjährige treue Fans kommen allerdings auch nicht drum herum: Mit „I’m Still Here“ ist nämlich ein besonders guter neuer Song auf dem Album, dessen Botschaft nun tragischerweise von der Wirklichkeit eingeholt wurde, denn am 18. November 2016 hat Sharon Jones den Kampf gegen den Krebs verloren. Aber vielleicht wollte sie mit diesem Track auch gerade Trost spenden: In ihren Songs wird sie immer präsent bleiben. (2016)