Rezension
Klang „Stories From The City…“ für ihre Verhältnisse ausgesprochen versöhnlich, so schwang das Pendel auf dem Nachfolger wieder in die Gegenrichtung: Polly Jean Harvey hatte nichts von der Wut, die Alben wie „To Bring You My Love“ oder „Rid Of Me“ prägte – und mit der sie sich für immer in unser Gedächtnis einbrannte – verloren. Die Intensität ihrer Musik ist hier oftmals wieder kaum auszuhalten, und recht eigentlich hat es mit Selbstqual zu tun, ihr überhaupt zuzuhören. Man kann aber nicht anders. Das war schon auf den oben genannten, hier bereits längst zu Klassikern gewordenen Platten so. Denn Harvey hat eine Ausstrahlung, die, wenn überhaupt, nur den Vergleich mit einer einzigen Kollegin zuläßt: Patti Smith. Da sitzt man auch nur noch da und weiß nicht, wie einem geschieht. Eine reine Rückkehr zu den Underground-Wurzeln aber ist „Uh Huh Her“ dann doch nicht: Schon im zweiten Song, „Shame“, zeigt sich die deutlich subtilere Sprache, die Harvey sich inzwischen auch angeeignet hatte, und die sie hier sehr eindrucksvoll als Kontrastmittel einsetzt! (2004/2021)