Rezension
Es sind dies tatsächlich die beiden ältesten Jazz-Schätze im NDR-Archiv, am selben Tag im Hamburger Studio 10 aufgenommen! Zum einen kam an jenem 9. März Dizzy Gillespie mit seinem Quintett vorbei, mit dem er sich gerade auf großer Europa-Tour befand. Mit dabei: Bariton-Saxophonist Bill Graham, Pianist Wade Legge, Bassist Lou Hackney und Drummer Al Jones. Es dürfte eine der letzten Aufnahmen des Trompeters sein, die dieser mit „ungeknickter“ Trompete machte: Das spätere Markenzeichen-Instrument hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits beim Hersteller geordert. Daß Dizzy glänzend aufgelegt war, zeigt nicht nur der Tirolerhut, den er während der Session trug – man kann es auch deutlich hören, etwa in einer halsbrecherischen „Manteca“-Version! Die zweite Band dieses denkwürdigen Tages war eine der besten Formationen, die man im deutschsprachigen Raum der frühen 50er hätte zusammenstellen können: Die Band des Wiener Saxophonisten Hans Koller, bestehend aus der Leipziger Pianistin Jutta Hipp, Bassist Shorty Roeder, Karl Sanner am Schlagzeug und dem jungen Albert Mangelsdorff! Die Anzahl der erhaltenen Aufnahmen dieser stellaren Formation ist sehr übersichtlich; insofern ist dieser Archivschatz für Jazzliebhaber kaum mit Gold aufzuwiegen. Und die Klangqualität hier ist verblüffend! (2013)