Rezension
So viel Jazz war vermutlich noch nie auf einer Norah Jones-LP, auch nicht auf den ganz frühen. Nach einem Jahrzehnt des Experimentierens (kaum ein Genre zwischen Country und zeitgenössischem, Danger-Mouse-produzierten Alternative Pop, das sie nicht ausprobiert hätte) kehrt die Sängerin also zu ihren Wurzeln zurück; viele Songs sind auf klassische Klavier-Trio-Besetzung reduziert. Hochkarätige Gastspiele gibt es auch: Hammond-Legende Lonnie Smith oder gar Wayne Shorter! Das sind aber nur luxuriöse Extras auf einem Album, das eine bemerkenswert gereifte Künstlerin zeigt. Genregrenzen ignoriert sie selbstverständlich nach wie vor (wie erfreulicherweise die meisten in ihrer Generation): Hier liegt der Akzent mehr auf klassischem Soul, da wird an die Singer/Songwriter-Meisterwerke einer Carole King angeknüpft. Doch immer wieder wird man Zeuge mutiger Harmonik, auf die man auf Pop-LPs sonst eher selten trifft. Ihr bestes Album? Wahrscheinlich ja. Auf jeden Fall ihr spannendstes bislang! (2016)