Rezension
Mit ihrem selbstbetitelten Debüt war die Sängerin und Gitarristin eine der großen Entdeckungen des Jahres 2011. Darauf verband sie Patti Smith und PJ Harvey auf bislang ungehörte Weise mit großem Musikdrama. Das passiert auf dem Nachfolger immer noch, aber Calvi geht gleich mehrere Schritte weiter. Die Gitarre spielt eine deutlich kleinere Rolle; wenn sie allerdings auftreten darf, ist dies um so effektvoller. Dafür werden Brücken zu Scott Walker geschlagen, dem karg-schroffen Spätwerk ebenso wie den streichergetränkten frühen Alben, auch an David Bowies Berliner Phase wird angeknüpft. Die Atmosphäre, die Calvi mit faszinierenden Arrangements ebenso erzeugt wie mit ihrer sagenhaft wandlungsfähigen und ausdrucksstarken Stimme (die ihr immer wieder Vergleiche mit ihrem Vorbild Édith Piaf einbringt), ist noch dichter als beim Debüt: Konnte man sie damals in Scheiben schneiden, braucht man diesmal schon schwereres Werkzeug. Definitiv ein Album, mit dem man sich lange beschäftigen kann und sollte. Und das einen Platz in den Jahresbestenlisten verdient hat. (2013)