Rezension
Die Niederländerin mit koreanischen Wurzeln gewann ihren ersten internationalen Wettbewerb im zarten Alter von sechs Jahren. Eine besondere Beziehung zu Bach zeichnete sich früh ab; die „Goldberg-Variationen“ sind nun die erste Studio-Aufnahme der inzwischen vielfach ausgezeichneten Mittzwanzigerin. Die Konkurrenz ist bekanntlich groß; viele genialische Musiker haben außergewöhnliche Interpretationen des Zyklus‘ vorgelegt, manche gleich mehrfach. Doch Baes Aufnahme besticht nicht nur durch die phänomenale Abbildung des großen Bösendorfer-Flügels – hier ist offenbar ein Mensch, der sich über Jahre hinweg sehr intensiv mit dem Werk befaßt hat und nicht nur in rein pianistischer Hinsicht brilliert (Baes Verzierungstechnik ist allerdings schon spektakulär), sondern sich in den Text vertieft hat – und dessen Variations-Charakter sehr ernst nimmt, denn selten bildete eine Goldberg-Aufnahme so viele unterschiedliche Stimmungen ab. Wir dürfen davon ausgehen, daß dies der Beginn einer spannenden Diskographie ist – mit etwas Glück auch noch eine Weile auf diesem Label, denn die Verbindung von hohem musikalischen Gehalt mit kaum zu verbessernder Aufnahmetechnik ist ja so häufig nicht… – Auch diese Fonè-Produktion dürfte ob der geringen Auflage schnell zum gesuchten Sammlerstück werden. (2021)