Rezension
Am Anfang ist da nur diese Stimme, unverwechselbar, und ein minimalistischer elektronischer Beat, etwas Bass. Am Ende von „A New Real“, dem Opener von Staples‘ erst zweitem echten Soloalbum, hat sich der Song aufgeschaukelt zu einer dunklen Wall Of Sound, wie man sie in dieser Form wohl nur von ihm und seinen Tindersticks kennt. Einen grundlegenden ästhetischen Unterschied zu den Alben mit seiner Band gibt es auch diesmal nicht, es sind eher Nuancen, die Instrumentierung betreffend. Das zart-impressionistische, über zehnminütige „Memories Of Love“ wäre auch innerhalb der Banddiskographie ein Höhepunkt; großartig, wie es am Ende buchstäblich im Nichts verläuft. „Step Into The Grey“ bringt einen funkigen Kontrabass-Groove mit Streichern zusammen, die von der Kammermusik der Neuen Wiener Schule inspiriert sind. An die zahlreichen Soundtrack-Arbeiten der Tindersticks knüpft das die zweite Seite ausfüllende „Music For A Year In Small Paintings“ an: Die halbstündige Komposition ist der Score zu einem Dokumentarfilm über ein ein ganzes Jahr (und 365 Bilder) umspannendes Kunstprojekt von Stuarts Ehefrau Suzanne Osborne, ein bemerkenswertes Werk zwischen klassischer Kammermusik, der lyrischen Jazz-Avantgarde eines Jimmy Giuffre, Ambient und Postrock. (2018)