Mit dem dritten Album sind die Briten um Saxophoniste extraordinaire Shabaka Hutchings auf einem der großen Traditions-Jazz-Label angekommen, und Impulse! (in den 60ern einst Anlaufstelle für Erneuerer und Revolutionäre) könnte keine bessere Wahl sein. Neun schwarze Frauenpersönlichkeiten – Sklavinnen, Aktivistinnen, Forscherinnen oder auch Hutchings eigene Großmutter – werden darauf zu Königinnen gekrönt, zu einer Musik, die (wie Jazz einmal charakterisiert worden ist) man definitiv als das kulturelle Gedächtnis der afroamerikanischen (längst auch afro-europäischen) Gesellschaft beschreiben kann. Hutchings seltsame Band (besetzt mit Saxophon, Basstuba und zwei Schlagzeugern) schlägt dabei lange Brücken, die auf urafrikanischem Boden ihren Anfang haben, um Ozeane überspannend New Orleans-Jazz, Bebop, Free, den spirituellen Deep Jazz der Jahre um 1970, aber auch Hip Hop, Ragamuffin, südamerikanische und karibische Spielarten „schwarzer“ Musik einzubinden. Als Gast wirkt der Dichter, Autor und Songwriter Joshua Idehen mit, der bei einigen Stücken meist kurze, aber eindringliche Textpassagen beisteuert. Wer mit dieser oder einer anderen Hutchings-Band (etwa The Comet Is Coming) schon einmal in Berührung gekommen ist, müßte eigentlich darauf vorbereitet sein – aber selbst unter diesen Umständen kann man dieses Album nur als „mind-blowing“ bezeichnen… (2018)