Rezension
Stan Getz hatte es nicht nötig, alte Erfolgsrezepte zu wiederholen – seine besten 70er-Alben wie „Captain Marvel“ mit Chick Corea oder „Change Of Scenes“ mit der Francy Boland Band zeugen von seiner Abenteuerlust. Als er es doch tat, kam es von Herzen – und wurde vom Publikum erstaunlicherweise weitgehend ignoriert. „The Best Of Two Worlds“ ist ein Geheimtip geblieben, obwohl sich der Geist des sagenhaften Getz/Gilberto-Albums sofort einstellt. Antonio Carlos Jobim, der Großmeister selbst, steuerte das Songwriting bei und erreichte eine fast schon erschütternde Perfektion dabei; die englischen Texte singt – als würdige Vertretung von Astrud Gilberto – Heloisa Buarque de Hollanda, die portugiesischen natürlich Gilberto selbst. Die Feinfühligkeit, mit der hier Musik gemacht wird, ist oft atemberaubend – durchaus buchstäblich, denn man ist tatsächlich geneigt, den Atem anzuhalten, um kein Detail zu verpassen. Pures Understatement, und eines der besten Jazz-Bossa-Alben von allen! – Die Pure Pleasure-Reissue ist (wie üblich) in preßtechnischer wie in klanglicher Hinsicht absolut vorbildlich! (1975/2006, Pressung aktuell)