Rezension

Nicht erst seit den Punch Brothers weiß man, daß im Bluegrass immer noch eine Menge musikalischer Möglichkeiten stecken. Zu den jüngsten Genrevertretern, die diese Behauptung nachdrücklich belegen, zählt dieses Quintett aus Belleville, Illinois, das je nach Bedarf nicht nur den ohnedies eng verwandten Gypsy Swing (oder auch mal andere Jazz-Stile) belehnt, sondern hörbar auch den Indie Rock der letzten drei Dekaden kennt – mit dem ist das Quintett schließlich aufgewachsen. Das Instrumentarium dabei ist dennoch rein traditionell: Banjo, Mandoline, Gitarre, Fiddle, Bass. Wobei man die instrumentalen Leistungen sowohl im einzelnen als auch als Ensemble schon als bestechend bezeichnen muß; die gesangliche Seite (gerne mehrstimmig) überzeugt nicht weniger! Besonders schön aber ist das Gefühl der Band für Proportion: In einem Genre, in dem es ursprünglich ja durchaus um Virtuosität geht, sind leise kammermusikalische Momente ja eher selten. Hier gibt es immer mal wieder welche, aus denen dann das nächste Solo umso eindrucksvoller sprießen kann. Nach zwei selbstverlegten EPs ist dies das zweite weltweit vertriebene Album der Formation; diesmal gibt es endlich auch Vinyl! (2019)