Rezension
Daß Joachim Cooder ein exzellenter Perkussionist und Drummer ist, weiß man inzwischen nicht nur von seinen Auftritten auf den Alben seines Vaters. Mit einer Solokarriere hat er sich viel Zeit gelassen; 2018 erschien ein erstes Album mehr oder weniger im Geheimen, das zweite folgt nun immerhin auf einem Majorlabel. Es ist einem der Gründerväter der amerikanischen Country Music gewidmet, dem 1870 geborenen „Uncle“ Dave Macon. Cooder allerdings covert dessen klassische Songs nicht einfach, sondern transzendiert sie, indem er mittels afrikanischer und vorderasiatischer Instrumente ihre Universalität betont und dabei ihr Erbgut entschlüsselt. Neben Fiddle, Banjo und Standbass sind da etwa das Yayli Tambur (eine türkische Langhals-Laute) oder das Mbira (ein afrikanisches Daumenklavier); eine der Gitarren wird von Vieux Farka Touré (Ali Farkas Sohn) gespielt. Die Musik, die so entsteht, klingt gleichermaßen uralt wie vollkommen neu, und beides entspricht der Wahrheit. Ein verblüffendes Album – auf dem wir nicht nur viel über Folk und Country lernen, sondern auch erfahren, daß Cooder jr. nebenbei auch ein ganz wunderbarer Sänger ist. (2020)