Rezension
Schubladenfreunden macht der Mann es schon länger nicht leicht, aber ein derart unkategorisierbares Werk wie dieses reine Soloalbum hat selbst Chris Thile bislang nicht aufgenommen. Anspruchsvollstes Songwriting, das stilistisch zwischen Bluegrass, Pop, Progressive Rock und Kunstlied oszilliert, instrumentiert einzig und allein mit Thiles Mandoline; mittendrin eine Bearbeitung des vierten Satzes von Béla Bartóks Sonate für Solo-Violine. Und eine Coverversion von Buffy Sainte-Maries „God Is Alive Magic Is Afoot“, einer Vertonung eines Leonard Cohen-Gedichtes und entsprechend wortgewaltig. Wobei es auch hier verblüfft, was der Mann dabei mit seinem Instrument anstellt. Thile kann eine Mandoline wie ein Orchester mit mehreren herausragenden Solisten klingen lassen, ohne Overdubs, aber das weiß man natürlich schon, und den Status der transzendenten Virtuosität im Lisztschen Sinne hat er schon lange erreicht. „Laysongs“ läßt sich auch als Bestandsaufnahme sehen dafür, wie weit Thile als Künstler inzwischen gekommen ist: Schwindelerregend weit. Dies ist gewiß kein Album, das sich beim ersten Hören erschließt. Dafür wird man noch in Jahren neue Details entdecken und darüber staunen, wie sich hier alles zusammenfügt. Vergleichbar ist das mit nichts. (2021)