Rezension
Blues-affin war Warren Haynes‘ Formation natürlich schon immer, aber nun hat sie erstmals ein ganzes Album der Gattung gewidmet. Interessanterweise besteht das Repertoire dabei nur zu etwas mehr als der Hälfte aus Klassikern von Meistern wie Elmore James, Bobby „Blue“ Bland, Leroy Carr oder Howlin‘ Wolf, sechs der 13 Songs stammen von Haynes selbst – und sie bestehen sehr gut neben den Standards. Wobei es beim Blues nie so sehr aufs Songwriting ankam (letztlich sind die harmonischen und melodischen Möglichkeiten ja sehr begrenzt), sondern auf das berühmte „wie“, das sprichwörtliche Feeling vor allem. Gov’t Mule haben davon bekanntlich eine ganze Menge. So geballt wie hier hat man das allerdings noch nie erfahren dürfen. Allein Ann Peebles‘ „I Feel Like Breaking Up Somebody’s Home“: Schon lange im Live-Repertoire der Mules, doch hier noch einmal ganz neu gedacht, und die Performance ist schlicht stellar. Für Howlin‘ Wolfs „I Asked For Water (She Gave Me Gasoline)“ gilt das nicht weniger. Haynes eigenes „If Heartaches Were Nickels“ ist inzwischen selbst schon ein Standard, gecovert von etlichen hochrangigen Kollegen, die Mule-eigene Neuaufnahme ist vermutlich aber doch die beste bislang. Wer das Genre liebt, darf an diesem Album keinesfalls vorbeigehen. (2021)