Er ist alt geworden, der Mann, der nicht nur als Kommissar Stöver oder als Anwalt Liebling aus der deutschen Nachkriegs-Kulturgeschichte nicht wegzudenken ist. Zehn Jahre hatte er sich fast ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, nun ist er plötzlich wieder da, auf den Bühnen und mit neuer Platte – mit 78 Jahren, die man ihm ansieht und anhört. Aber das ist völlig in Ordnung so, Krugs Stimme war ja nie belcanto, lebte immer von seinem ganz eigenen Charme, und der ist mit ihm gut gealtert. Und wer exzellenten Jazz-Gesang hören will, hat ja hier noch die großartige Uschi Brüning, zehn Jahre jünger als Krug und fabelhaft bei Stimme. Die beiden standen übrigens schon vor über 40 Jahren gemeinsam auf (ost-)deutschen Bühnen, und die Vertrautheit hört man ebenso wie die Freude, die die beiden an diesem unerwarteten Spätwerk hatten. Ganz wunderbar etwa in einer entzückenden Version von „My Darling, It’s Cold Outside“ (hier eingedeutscht zu „Mach’s gut, ich muß gehn“). Oder in einem „All Of Me“ in bester Ella & Louis-Tradition. Es gibt viele glänzende Momente hier, auch den einen oder anderen melancholischen. Es könnte ja das letzte Mal sein. Aber einstweilen freuen wir uns mit Krug und Brüning an der Gegenwart. (2015)