Rezension
Zwar gibt es durchaus auch Passagen, in denen die achtköpfige Band des Vibraphonisten ihre Kraft entfaltet, aber größtenteils staunt man ob der Zartheit und Delikatesse, die sie an den Tag legt. Wie ein Gottesdienst wirkt „The Parable Of The Poet“ oft, angesichts von Titeln wie „Prayer“, „Guilt“, „Doxology (Hope)“ oder „Benediction“ soll es das wohl auch. Freilich nicht im Sinne einer starren europäischen Messe, sondern mit der Spontaneität und der Hingabe des Gospel. Wie diese Band (mit immerhin vier Bläsern) gemeinsam Steigerungsmomente aufbaut, ist zutiefst beeindruckend und wird auch an nicht spirituell veranlagten Hörern kaum spurlos vorbeigehen, ebensowenig wie die Intensität der introvertiert-kammermusikalischen Passagen. Nebenher macht das Oktett Zusammenhänge deutlich, die zwar nicht gänzlich unbekannt sind, aber gerne vergessen werden – etwa die unmittelbare Verwandtschaft von Free Jazz und den frühen Marching Bands aus New Orleans. Die hatte zwar schon Albert Ayler postuliert, hier wird sie einem aber mit deutlich lyrischerem Charakter vorgeführt („Choice“). Ein wunderbares, sehr bewegendes Album, das einige der schönsten Jazz-Momente des Jahres enthält. (2022)