Rezension
Das Debüt von Ravi Shankars so hübscher wie talentierter Tochter gilt als erfolgreichste Jazz-LP seit Dekaden – wobei die Kategorisierung als „Jazz“ durchaus diskutabel ist, denn Norah Jones bewegte sich hier genauso nah an Folk und Country wie an klassischem Singer/Songwritertum. Die akustischen Arrangements würden zum Teil auch zu einer frühen Tom Waits-LP passen – das ist der Jazz-Anteil. Wobei die Stimme natürlich in keiner Weise an den raunzigen Tom erinnert, sondern eher an die junge Rickie Lee Jones. Freilich verdiente nicht nur ihr Gesang, sondern auch ihr sehr fein proportioniertes Klavierspiel Erwähnung: Da konnte man schon die Kenntnis einiger großer Meister (Bill Evans, Duke Ellington) heraushören. An den Songs ihrer ersten LP war sie zumeist nur als Koautorin beteiligt, dafür hat sie aber mit Gitarrist Jesse Harris und Lee Alexander (Bass) gleich zwei echte Songwriting-Talente in ihrem Quartett. Ein Höhepunkt des Albums ist aber dennoch eine von drei Coverversionen, nämlich Hank Williams‘ „Cold Cold Heart“: Ihre später intensiv u.a. mit den Little Willies ausgelebte Country-Affinität klingt hier schon deutlich an. – Zum 20. Albumgeburtstag gibt es auch mal wieder eine Vinylversion. (2002/2022)