Rezension
Der öffentlich-rechtliche schwedische Rundfunk wollte ein Radio-Musical – ein Genre, das 2009 längst sowas von Nicht-von-dieser-Welt war, daß das Unterfangen an sich ja schon schräg genug ist. Aber der Stoff! Eine fiktive, phantastische Episode im Leben des definitiven schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman, der nach einer Preisverleihung in Cannes im Jahre 1956 aufgrund einer ihm selbst unerklärlichen Regung ins Kino geht und sich ausgerechnet einen amerikanischen Action-Film antut, woraufhin der arme Mann auf mysteriöse Weise nach Hollywood gebeamt wird; den Rest hört man sich am besten selbst an. Furchtbar viele Kandidaten fallen einem nicht ein, die da für die Vertonung in Frage kommen würden. Für die Gebrüder Mael wiederum war das sozusagen ein Heimspiel. Wer sich wie sie zwischen Rockband und Orchester, Disco und Avantgarde, schrillem Pop und stylischer New Wave so selbstverständlich bewegt, der schüttelt so etwas aus dem Ärmel. Und wirklich: „The Seduction Of Ingmar Bergman“ klingt nie gewollt oder konstruiert, sondern ist großes Entertainment. Und eigentlich hat ja so ziemlich jede Sparks-LP mehr mit dem ursprünglichen Geist des Musicals zu tun als alles, was Andrew Lloyd Webber je geschrieben hat. (2009/2022)