Rezension
Wenn man mit 60 Jahren Vater von Zwillingen wird, sollte man vielleicht doch etwas mehr Zeit zu Hause verbringen, dachte sich Lyle Lovett – und blieb. Weswegen zwischen diesem Album, das übrigens nach dem Geburtstag besagter Kinder benannt ist, und seinem Vorgänger mal eben zehn Jahre vergangen sind. Zumindest musikalisch sind sie quasi spurlos an dem Texaner vorbeigegangen. Der bewegt sich immer noch am liebsten auf klassischem Swing-, Jump Blues- und natürlich Country-Terrain, mit seiner grandiosen Large Band im Rücken. Daß er es er auch gar nicht eilig hatte, der Welt neue Lovett-Songs zu kredenzen, zeigt schon der Aufbau dieses Albums: In deren erster Hälfte überwiegen nämlich die Versionen von Standards, etwa Horace Silvers „Cookin‘ At The Continental“, Nat ‚King‘ Coles „Straighten Up And Fly Right“ oder „Gee, Baby, Ain’t I Good To You“. Auf den beiden letztgenannten Songs hört man möglicherweise letztmalig die Stimme von Lovetts langjähriger Gesangspartnerin Francine Reed, denn die 74jährige hat beschlossen, sich zur Ruhe zu setzen. Schön, daß er diese beiden festen Bestandteile der Large Band-Live-Show nun doch noch auf einem Studioalbum verewigt hat. (2022)