Rezension
Es zeigte mal wieder das Gespür des Yarlung-Gründers Bob Attiyeh für junge Talente, als dieser 2012 das Album-Debüt einer der heute bedeutendsten amerikanischen Klassik-Stimmen der Gegenwart auf seinem ambitionierten Label veröffentlichte. Freilich hatte Sasha Cooke da bereits einen Grammy („Best Opera Reocrding“, 2011) in ihrer Vitrine (ein zweiter folgte 2018). Cookes Bandbreite ist so groß wie ihre Bühnenperformance intensiv, und gleich, ob sie ein Händel-Oratorium mit Leben füllt, als Mahler-Interpretin große Tiefe und Werkverständnis zeigt oder in zeitgenössischen Opern brilliert, Kritik und Publikum liegen ihr zu Füßen. Eine besondere Liebe der Sängerin gilt dem französischen Repertoire; unter anderem zeugen hervorragende Aufnahmen von Hector Berlioz‘ „Roméo et Juliette“ und L’Enfance du Christ“ davon – und eben die des vergleichsweise selten aufgeführten Orchesterlied-Zyklus „Poème de l’Amour et de la Mer“ von Ernest Chausson, das Bestandteil jener 2012 erschienenen Debüt-CD war und das nun endlich auch auf Vinyl vorliegt, in der labelüblichen audiophilen Erstliga-Qualität und auf 45 Touren geschnitten (somit darf man wohl auch auf eine entsprechende Veröffentlichung von Mahlers „Rückert-Liedern“ hoffen, dem zweiten Hauptwerk jenes Albums). Wunderbare Musik, überragend interpretiert und idealtypisch aufgenommen! (2022, rec. 2012)