Rezension
Vermutlich sollte man den Titel des Albums ebensowenig auf die Goldwaage legen wie einst bei „Thriller“ oder „Nixon“. Man könnte ihn freilich dahingehend deuten, daß dieses 16. Album eine Art Kompendium darstellt, daß es hier alles gibt, was diese schon sehr außergewöhnliche Diskographie bietet: Man begegnet der eigenwilligen Americana des Frühwerks, minimalistischen Klavierballaden, Funk und Soul, auch Kurt Wagners jüngeren Autotune-Experimenten – wobei das digitale Verfremdungstool noch nie so gut paßte wie zu „Little Black Boxes“. Es gibt sogar noch mehr; so nah am Jazz wie in „Whatever, Mortal“ war Wagner noch nie; man wünscht sich, ein entsprechendes Album hätte es gegeben; es hätte zwischen „Nixon“ und „Is A Woman“ gepaßt. Es gibt seit Langem wieder Single-taugliche Songs, etwa den zwischen Trip Hop, klassischem Soul, akustischem Drum’n’Bass und Mainstream-Pop oszillierenden „Police Dog Blues“, der ebenso in die Liste der besten Wagner-Songs gehört wie das finale „That’s Music“. Ein Album ebenso reich an vertrauten Elementen wie an Überraschungen, und das vielleicht erstaunlichste der Diskographie. Man darf gespannt darauf sein, wohin Wagner nach dieser Bestandsaufnahme geht… (2022)