Rezension
Mit dem Nachfolger zur 1999er Miles Davis-Hommage „Traveling Miles“ betrat die Sängerin gänzlich anderes Terrain: Klassischer Blues, Country, Soul und frühe Americana stellen den größten Teil des Repertoires auf „Belly Of The Sun“. Und es sind gerade die Songs, bei denen man am skeptischsten gewesen wäre, die herausragen! Gleich zu Beginn steht etwa der The Band-Klassiker „The Weight“, den man sich von einer Jazz-Sängerin nur schlecht vorstellen kann – bis man Wilsons Version gehört hat. Hier wie bei dem nicht weniger verblüffenden Dylan-Cover „Shelter From The Storm“ ist das Gelingen nicht nur Wilsons hoher Phrasierungskunst, sondern zu einem guten Teil auch ihrer hervorragenden und sensibel agierenden Band zu verdanken; allen voran den Gitarristen Martin Sewell und Kevin Breit. Weitere Glanzlichter sind eine einfühlsame Version des Jimmy Webb-Klassikers „Wichita Lineman“ und Mississippi Fred McDowells „You Gotta Move“, in welchem Wilson sich (dies ist allerdings weniger überraschend) als begnadete Blues-Sängerin erweist. Wilsons eigene Kompositionen erreichen solches Niveau vielleicht nicht ganz, halten sich aber durchaus respektabel neben dem Repertoire der Songwriting-Ikonen! (2002/2013, Pressung aktuell)