Rezension
Balance ist das Stichwort für diese Aufnahmen aus den Jahren 1962-’64. Balance zwischen der extremen Dramatik eines George Szell und dem Schönklang Karajans, Balance zwischen dem Vorläufer Beethoven und dem Nachfolger Brahms, nicht zuletzt die perfekte klangliche Balance zwischen den Orchestergruppen. Die Ausgewogenheit führt dabei keineswegs zu gepflegter Langeweile – ganz im Gegenteil: Kubeliks Schumann ist höchst lebendig, vibrierend, nicht zuletzt bemerkenswert bildhaft: Man spürt die Sonne in der Frühlings-Symphonie, man erlebt die Schönheit und die Majestät des großen Stroms vor seiner Begradigung in der „Rheinischen“. Nicht zu unterschätzen sind übrigens die beiden ergänzenden Ouvertüren; insbesondere „Manfred“ zählt zu den besten Einspielungen auf Tonträger. Man hört dabei sehr gut, wer das agierende Orchester erzogen hat, doch unter der perfekten, schimmernden Oberfläche findet man zarte Poesie und große Leidenschaft. Auch dies eine Form von Balance… (2022)