Rezension
Das ist nichts weniger als ein ’schwarzes‘ Gegenstück zu Johnny Cashs „American Recordings“. Solomon Burke, wiewohl inzwischen hauptberuflich Bischoff, hatte sich nie wirklich von der Musik zurückgezogen; tatsächlich war er einer der letzten noch aktiven Soul-Legenden der Ära Otis Reddings, Sam & Daves oder Al Greens. Seine Studioproduktionen waren in den letzten 30 Jahren freilich in der Regel weit hinter seinem Talent zurückgeblieben… „Don’t Give Up On Me“ war da mehr als bloß eine Rückkehr zu Burkes phantastischen 60er-Aufnahmen, es ist das entschieden beste Album in Burkes langer Karriere. Der Singer/Songwriter John Henry übernahm die Produktion; anstelle des „klassischen“ Rumpel-Sounds alter Soul-Scheiben setzte er auf ein zwar sparsames, aber sehr offenes und luftiges Klangbild (in der Tat darf man das Album auch guten Gewissens auf High End-Vorführungen einsetzen, doch das nur nebenbei). Die elf Songs stammen von einigen der besten Liederschmieden des Planeten: Bob Dylan, Van Morrison, Tom Waits, Brian Wilson, Elvis Costello, Nick Lowe etwa – zum Teil wurden sie Burke für dieses Album auf den Leib geschrieben (oder wenigstens vom Autor selbst mit Bedacht ausgewählt). Die Stimme des 66jährigen ist in sagenhafter Verfassung, sie ist von buchstäblich unwiderstehlicher Ausstrahlung. Was das Album aber mit Johnny Cashs ehrfurchtgebietendem Comeback eint (obwohl’s natürlich musikalisch etwas ganz anderes ist), ist die Art der Arrangements. Die Beschränkung auf das Wesentliche; die offenkundige Notwendigkeit jeder einzelnen Note. Das macht die Kraft dieser Musik aus – und sie hat reichlich davon. – Zum Geburtstag wurde ein Booklet mit Sessionfotos und neuen Linernotes spendiert. (2002/2022)