Rezension

Man hätte es angesichts der bisherigen, Blues-, Folk- und Soul-orientierten Diskographie des Songwriters nicht unbedingt gedacht, aber Amos Lee hegt eine tiefe Bewunderung für Chet Baker, und insbesondere für jenes legendäre 1954er Album, auf dem der damalige Posterboy des Cool Jazz seine Stimme entdeckte. Mit einigen lokalen Jazzmusikern seiner Heimatstadt Philadelphia (Drummer Anwar Marshall, Bassist Madison Rast und Pianist David Streim, der auch ein paar sehr schöne Trompetensoli beisteuert!) nahm Lee nun seine eigene Version des Klassikers auf. Sanfter und sensibler hat man ihn nie singen hören; daß sich Bakers einzigartige Klangfarbe nicht kopieren läßt, weiß er aber natürlich – und bleibt bei aller Verehrung doch er selbst. Man sollte das Album im Übrigen nicht als Nebenwerk abtun, auch wenn es sich kaum in die bisherige Diskographie integrieren läßt: Zu souverän und überzeugend ist Lees Performance. Man würde ihn zu gerne noch mit weiteren Klassikern des Great American Songbook hören. Gehversuche von Pop-Sängern auf Jazz-Terrain gehen ja bekanntlich nicht immer gut, dies hier ist eine durchaus beeindruckende Ausnahme: Gerne mehr davon! (2022)