Rezension
Popsongs fanden sich in der Vergangenheit immer wieder im Repertoire des Pianisten, man denke etwa an das 2005er Album „Day Is Done“, das neben Songs von Radiohead, Nick Drake und Paul Simon auch bereits zwei Titel der Fab Four enthielt. Den Liverpooler Pop-Ikonen hat Mehldau nun ein ganzes Album gewidmet, bzw. einen Konzertabend in der Pariser Philharmonie, denn hier handelt es sich um einen Mitschnitt. Musiker wissen: So ganz einfach ist es gar nicht, die doch so unmittelbar eingängigen Beatles-Songs zu covern. Zum einen stößt man da auf durchaus komplexe Harmonien, zum anderen fällt schnell auf, wie wichtig die Arrangements (und George Martins Produktion) bei den Originalen sind. Wenn man die Songs allein am Klavier spielt, gesangslos obendrein, muß man sich eine Menge einfallen lassen. Mehldau gelingt das wie selbstverständlich, jeder der zehn ausgewählten Titel klingt bei ihm wie ein Jazz-Standard. Wie er die spezifischen Charaktermerkmale eines Songs auf die Klaviatur transferiert (etwa Lennons kehligen Gesang in „I Am The Walrus“), ist ein ums andere Mal so beeindruckend wie begeisternd. Aus „I Saw Her Standing Here“ wird ein wilder Boogie, „Baby’s In Black“ eine hypnotische Fantasie. Ein ganz besonderes Highlight ist Mehldaus Fassung von „Here, There And Everywhere“ (ohnehin einer der schönsten Songs der Welt), das möchte man immer wieder hören. Am Ende gibt es noch einen Fremdkörper als Zugabe – Mehldaus Ideen zu David Bowies „Life On Mars“ sind freilich nicht weniger überzeugend. (2023)