Rezension
Nach langen Jahren als Oldies-Act auf Sommerfestivalbühnen hatte kaum noch jemand Madness als kreative Kraft auf dem Schirm. Um so überraschender war es anno 2009, als die Londoner ein Album vorlegten, das qualitativ an die frühen Meisterwerke anknüpfte, die Ska-Wurzeln zwar nicht leugnete, diese aber in Popsongs kleidete, wie sie auch ein Ray Davies nur in den besten Momenten schreibt. Die Kinks-Assoziation kommt nicht von ungefähr, die Farben und Stimmungen erinnern ebenso an deren reifere Werke wie die absolute Britishness, auch in den Songthemen (Albumtitel und der über zehnminütige, abschließende Titelsong beziehen sich auf eine Gegend in East London). Nein, einen Hit wie „Our House“ gibt es nicht, aber tatsächlich würde der hier auch stören. Dieses Album muß man als Gesamtkunstwerk sehen, und eigentlich prinzipiell am Stück hören. Eine Symphonie in Ska, könnte man sagen, wobei der Ska zwar fast immer präsent ist, aber immer wieder in Nebenrollen schlüpft. – Die Vinylausgabe war seinerzeit skandalöserweise um drei Songs gekürzt worden, dies hier ist die erste vollständige und ergo essentiell. Auf der vierten Seite ist Bonusmaterial, hörenswert, aber getrennt vom Rest zu betrachten. (2009/2023)