Rezension
Für eine ehemalige Straßenmusikerin liegt es ja durchaus nahe, sich immer mal wieder mit den Songs anderer Leute zu befassen. Auf Albumlänge tat Ane Brun das zuletzt anno 2017 („Leave Me Breathless“). Schon damals war festzustellen, daß die Norwegerin Songs nicht einfach covert, sondern die Übernahme als künstlerische Herausforderung sieht. Das ist auch hier der Fall, entsprechend sind die 13 sorgsam ausgewählten Songs unterschiedlichster Herkunft – und nicht wenige galten bislang als seriös uncoverbar. Doch gleich zu Beginn deutet Brun, begleitet von einem Pizzicato-Cello, Beyoncés „Halo“ um, gefolgt von Julie Millers „All My Tears“; gegensätzlicher könnte die Quellenlage kaum sein. Im weiteren Verlauf wird sie sich „True Colors“, „Big In Japan“ oder „I Want To Know What Love Is“ zu eigen. Daß Dylans „Make You Feel My Love“ ihr keinerlei Probleme bereitet, erstaunt nicht, ihr Arrangement von Radioheads „How To Disappear Completely“ hingegen ist ein kleines Wunder. Fazit: Covern als Kunstform soll man nicht unterschätzen, es ist im Bestfalle keine geringere als das Schreiben neuer Songs. Manche Menschen beherrschen freilich beide… (2023)