Rezension
Der zierliche Trompeter kam vom R’n’B und spielte bei Genre-Größen wie Eddie „Cleanhead“ Vinson und Earl Bostic, bewies aber seine Vielseitigkeit wenig später bei Engagements von Jazz-Visionären wie Gil Evans und Charles Mingus! Warum der große Ruhm immer irgendwie einen Bogen um diesen begnadeten Musiker machte, läßt sich an diesem wohl wichtigsten Album des Trompeters für Blue Note ablesen: Einen guten Teil der Führung überließ Coles dem Pianisten Duke Pearson, der außerdem die Arrangements beisteuerte und fünf der sechs Stücke schrieb. Obendrein bekommen zwei weitere Bläser (Leo Wright an Alt-Sax und Flöte, Joe Henderson am Tenor) genügend Improvisations-Spielraum. Natürlich steuert Coles selbst auch viel Hörenswertes bei, und sein charakteristisch warmer Ton begeistert immer wieder (selten war die Trompete klanglich so eng mit dem Saxophon verwandt). Aber sich in Szene zu setzen, das lag ihm nun mal nicht, und trotz brillanter Technik zog er es auch bei dieser Session immer wieder vor, lieber mit vergleichsweise wenigen Noten viel auszusagen… (1963/2023)