Rezension
Keine Opern diesmal, keine Shakespeare-Sonette, keine Hochkultur, auch keine Judy Garland. Sondern wirklich Folksongs, der Art, wie sie Rufus Wainwright buchstäblich mit der Muttermilch aufsog. 50 Jahre alt mußte er werden, um das Erbe endlich anzunehmen, nun tut er es mit maximaler Würde und Demut. Und mit vielen Freunden, unterschiedlichster Art: Madison Cunningham, John Legend, Sheryl Crow, Susanna Hoffs, Chris Stills, Brandi Carlile, Andrew Bird, Anohni, David Byrne, Nicole Scherzinger, Chaka Khan, nicht zuletzt Van Dyke Parks. Und natürlich auch einige Familienmitglieder, Schwestern, Tanten, Cousinen aus dem Wainwright/McGarrigle-Clan. So zärtlich sich Wainwright den Vorlagen nähert (es ist übrigens doch ein Schubert-Lied darunter, aber es integriert sich sehr schön), so triumphal ist das Ergebnis: Es scheint, als habe einer der größten Sänger der Gegenwart nun endlich zu sich selbst gefunden. Möglich, daß dieses Album nur eine kurze notwendige Station ist für Wainwrights künstlerische Entwicklung, möglich auch, daß weitere dieser Art folgen, das in Frage kommende Repertoire ist ja endlos. Wie auch immer die Diskographie weitergeht – dieses Album ist einer ihrer höchsten Gipfel. (2023)