Rezension
Das Zusammenspiel zwischen dem US-Trompeter und dem deutschen Pianisten Florian Weber auf diesem vierten Album Alessis für ECM kann man nur als symbiotisch bezeichnen; es ist manchmal fast unheimlich, wie die beiden aufeinander eingehen. Alessis Landsmann Gerry Hemmingway am Schlagzeug und der Schweizer Bassist Bänz Oester ergänzen dieses außergewöhnliche Quartett, das stilistisch kaum in eine Schublade paßt. Avantgardistisch, ja, dabei aber außerordentlich lyrisch und subtil (was wiederum nicht bedeutet, daß es nicht auch mal zu Eruptionen kommen kann wie in „Residue“), zudem sind die Stücke in ihrer Anlage extrem pointiert, jeder Ton ist ein essentieller Baustein des Ganzen. Wer damit vertraut ist, wird bei der eigenartigen Melodieführung immer mal wieder an die Zweite Wiener Schule denken, überhaupt spielt die klassische Moderne keine geringe Rolle. Unter anderem – denn das Titelstück etwa greift fernöstliche Folk Music auf, ein gänzlich anderer Kosmos, doch ein Bruch findet nicht statt. Schwer zu (be)greifen, dieses Album, bei aller Sperrigkeit aber von großer Schönheit. (2023)