Igor Stravinsky

Le Sacre du Printempts / L’Oiseau de Feu

Weitere Interpreten:  Orchestre des Paris / Dirigent: Klaus Mäkelä
Label/AN:  Decca, 4853947
Format:  2 LP 180g

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Rezension

Mit seinen gerade 27 Jahren ist der finnische Dirigent bereits ganz oben angekommen: Er leitet nicht nur die Philharmonie Oslo (mit der er letztes Jahr die Sibelius-Symphonien komplett aufnahm – als „Debütalbum“!), sondern auch das Orchestre de Paris – und der Vertrag in Amsterdam, der ihn ab 2027 zum Chef des ehrwürdigen Concertgebouw Orkest machen wird, ist bereits unterschrieben. Für sein „zweites Debüt“ (nämlich mit den Parisern) suchte sich Mäkelä nun Werke aus, die zwar einen engen Bezug zur Seine-Metropole haben, die aber vor allem auch schon gefühlte aberhundertmal eingespielt wurden; in beiden Fällen beginnt die Reihe der Referenzaufnahmen schon in der frühen HiFi-Ära (Ansermet, Monteux etc.). Kann Mäkelä also etwas erzählen, was man nicht schon längst gehört hat? Er kann, und wie. Beginnen wir mit dem „Feuervogel“, laut Strawinsky die notwendige Vorstufe zum „Sacre“: Mäkelä führt den Pinsel mehr wie ein Im- als ein Expressionist, die Farben leuchten, wirken aber zart wie selten – es wird eine Verwandtschaft zu Debussy deutlich, die man so selten (wenn überhaupt jemals) wahrgenommen hat. Bei aller Klangschönheit läßt der Finne aber auch die Spannung nicht außer Acht. Zumeist wird im Falle des „Feuervogels“ ja nur die Suite gespielt, wenn es sich um rein konzertante Aufführungen handelt – Mäkelä spielt das komplette Ballett, doch die befürchteten „Leerläufe“, in denen sonst das Bühnengeschehen das Publikum bei der Stange hält – sie bleiben schlicht aus. Eine fabelhafte Aufnahme, allein schon das Doppelalbum wert – doch es gibt ja auch noch das „Frühlingsopfer“ (vom Label seltsamerweise vorangestellt, was widersinnig ist, aber man kann die Werke ja dennoch in der richtigen Reihenfolge hören). Auch hier läßt Mäkelä keinen Zweifel am ursprünglichen Zweck des Stückes, man spürt das Tänzerische in jeder Note. Sicherlich hat man dieses heidnische Ritual schon roher gehört, archaischer, eruptiver (Claudio Abbados mitreißende Aufnahme ist ein berühmtes Beispiel dafür). Mäkelä setzt dem eine Werkauffassung entgegen, die einerseits die herrlichen klanglichen Details in der Partitur offenlegt, außerdem die Spannung nach und nach aufbaut – dabei ist Platz für Momente von dem „Feuervogel“ vergleichbarer Klangschönheit; der Bezug der beiden Werke – siehe oben – wird dabei deutlich hervorgehoben, der verbreiteten Meinung, sie stammten aus verschiedenen musikalischen Universen, vehement widersprochen. Die ekstatischen, barbarischen Elemente des „Sacre“ werden natürlich nicht verleugnet, die Eruptionen finden statt – und wirken in diesem ungewohnten Kontext umso stärker. Eine faszinierende Lesart – und es fällt wirklich nicht schwer, Mäkelä auf diesem Weg zu folgen. Dies verspricht, eine spektakuläre Diskographie zu werden – dieses großartige Album schürt die Vorfreude gewaltig… (2023)

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