Rezension
Merkwürdig: Bis heute setzt der Name Phil Woods eine gewisse Jazz-Kenntnis voraus; anders als, sagen wir, Kenny Burrell oder Horace Silver – von Miles oder Trane gar nicht zu reden. Dabei hat der 1931 geborene Bob-Veteran auf einigen der größten Alben der goldenen Ära mitgespielt – und eine gewaltige eigene Diskographie vorzuweisen. Deren Höhepunkt – mit nicht allzu großem Abstand freilich, denn Woods nahm in allen Jahrzehnten seiner langen Diskographie hochkarätige LPs auf – dürfte vorliegendes Meisterwerk sein. Eine Jazz-Suite, deren Titel natürlich auf Strawinskys „Rites Of Spring“ („Frühlingsopfer“ bzw. „Sacre du Printemps“) anspielt, die Woods nicht nur komponierte, sondern auch komplett durcharrangierte und deren Einspielung er hervorragend besetzte: Neben Woods‘ Altsax hören wir Trompeter Benny Bailey, Posaunist Curtis Fuller, Sahib Shihab am Bariton, den sagenhaften Hornisten Julius Watkins, dazu Pianist Tommy Flanagan und Drummer Osie Johnson! Woods‘ fünfsätzige Komposition verbindet höchsten Anspruch und Originalität tatsächlich mit einer Menge Swing – und läßt den Kollegen viel Raum für großartige Soli. Eine der ganz großen LPs der Ära und immer noch viel zu unbekannt; hier in neuem Bernie Grundman-Analog-Mastering! (1961/2023)