Rezension
Seit ihrer Debüt-EP vor bereits sieben Jahren wurde die Dänin mit (väterlichen) Wurzeln im Oman oft mit Nina Simone verglichen. Eine stimmliche Verwandtschaft ist tatsächlich nicht zu leugnen, bei Rashid verschmilzt Simones Soul aber mit dem warmen Folk-Timbre einer Judy Henske. Mit anderen Worten: Eine großartige Stimme. Begleitet wird die hier von dem Kennern der skandinavischen Szene nicht unbekannten Trio Little North um den Pianisten Benjamin Norholm Jacobsen, eine ausgezeichnete Kombination. Rashids Repertoire besteht aus Eigenkompositionen, die das Zeug zum Standard haben (wie der Quasi-Titelsong „Poor Blue Betty“) und klug ausgewähltem Fremdmaterial wie Peggy Lees „Johnny Guitar“ oder Sades „Pearls“, das sie ebenso eindrucksvoll gestaltet wie den einzigen „echten“ Standard: „No Moon At All“, erstmals im Jahre 1947 von der jungen Doris Day zu hören, erfährt hier eine der berührendsten Performances seiner langen Geschichte. Doch längst nicht nur dafür darf man hier mit Recht von einer Vocal Jazz-Sternstunde sprechen. (2023)