Rezension
Wenn Brian Wilson, Van Dyke Parks, Randy Newman und Harry Nilsson einen gemeinsamen Traum gehabt hätten, hätte der sich vermutlich ungefähr so angefühlt wie dieses Album. Der Paradiesvogel Wilson hatte bislang offenbar nur vorsichtig seine Flügel geöffnet – jetzt hebt er ab. Da er seinen hochkomplexen, manchmal gar verschrobenen Arrangements immer wundervolle Melodien beilegt, merkt man oft gar nicht, wie abgedreht Wilsons Art-Pop eigentlich ist. Tom Waits, Hank Williams, Daniel Lanois, Jimi Hendrix, Doc Pomus, Charlie Parker und Lightnin‘ Hopkins spuken in diesen Songs herum, in der Musik, in den Texten oder beides. Die Anzahl der Einflüsse, die der musikalische Universalist Wilson hier einbringt, läßt sich auch nach mehrfachem Hören kaum abschätzen, und daß dieses Album nicht einfach in Millionen Einzelteile zerfällt, sondern als Gesamtkunstwerk funktioniert, ist vielleicht das wahrhaft Frappierende daran. Ohne jede Übertreibung: Ein Album der „Smile“-Liga. Es steht freilich zu befürchten, daß Wilson (eigentlich wirklich schön, daß er ein Namensvetter des Beach Boys-Genius‘ ist) auch dies eines Tages übertreffen wird. Auch wenn man sich schlecht ausmalen kann, wie das dann klingen wird. (2023)